Eine Leidenschaft für Hurling – und die deutsche SpracheJennifer Doyle aus Irland studiert seit März an der Hochschule Aalen

Hurling – die irische Nationalsportart – gehört zu den großen Leidenschaften von Jennifer Doyle, die auf Regionalliga-Ebene spielt. Es vereint Elemente aus Hockey, Lacrosse und Baseball. Foto: privat
Wer über den Campus der Hochschule Aalen schlendert, wird viele Wortfetzen in anderen Sprachen aufschnappen – beispielsweise Georgisch, Englisch, Spanisch, Arabisch oder Nepali. Denn schließlich kommen viele der Studierenden aus der ganzen Welt. Sie alle erwecken den internationalen Campus zum Leben und sorgen für eine kosmopolitische Atmosphäre. Die Hochschule pflegt intensive Beziehungen zu weit über 130 Partnerhochschulen. In einer losen Serie stellen wir die inspirierenden Geschichten von Studierenden unserer Partnerhochschulen vor, die sich entschieden haben, ihre akademische Reise an der Hochschule Aalen fortzusetzen – diesmal mit Jennifer Doyle aus Irland.
„A big change“
Von den grünen Hügeln Irlands auf die sanften Hügel der Ostalb: Vor einem guten Monat ist Jennifer Doyle aus dem malerischen Cork als Austauschstudentin an die Hochschule Aalen gekommen. „A big change – eine große Veränderung“, sagt sie mit einem Lachen. Zum ersten Mal lebt die junge Frau mit den langen, braunen Jahren alleine, getrennt von der Familie und auf ihre eigenen Beine gestellt. „Aber es ist eine gute Erfahrung. Man muss sich in ungewohnten Situationen zurechtfinden, Probleme eigenständig lösen. Man wächst als Person und wird selbständiger.“ So ist für sie das „Abenteuer Deutschland“ auch mehr als nur ein akademischer Austausch.
Mitten im Geschehen
Die Entscheidung, ihr Studium der Internationalen Betriebswirtschaft in Aalen fortzusetzen, fiel Jennifer Doyle leicht. Denn die Hochschule ist nicht nur für ihre praxisorientierte Ausbildung und internationale Vernetzung bekannt – auch die Empfehlung zwei ihrer Kommilitoninnen, die vergangenes Jahr ihr Auslandssemester in Aalen verbrachten, halfen bei der Entscheidungsfindung. Parallel zu ihrem Studium arbeitet sie als Praktikantin am International Center der Hochschule. „Es macht Spaß, einen tieferen Einblick zu bekommen. Man ist gleich mitten drin im Geschehen, auch durch die vielen Kontakte zu den Hochschulmitarbeitenden und anderen Internationals“, sagt die 21-Jährige begeistert. Und da sie in der Highschool Deutsch gelernt hat und sie und ihr Bruder zu Hause von deutschen Au-pairs betreut wurden, klappt es auch mit der Verständigung gut. „Ich mag die deutsche Sprache sehr, aber ich verstehe sie besser als ich sie spreche“, meint sie bescheiden.
Starthilfe
Beim Einleben geholfen hat ihr auch ihre Kommilitonin Anneli, die ihr als „Buddy“ mit Rat und Tat zur Seite steht. In Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein International Society Aalen (ISA) bietet das „Buddy Programm“ der Hochschule Aalen Starthilfe und individuelle Unterstützung für die internationalen Neuankömmlinge. Die „Buddies“ sind erfahrene Studierende, die sich ehrenamtlich für die Integration der Austauschstudierenden engagieren. „Das ist eine richtig gute Idee“, findet Doyle und fügt lachend hinzu: „Kürzlich wollte ich ein Zugticket buchen, aber das System der Deutschen Bahn hat mich schon ein bisschen überfordert. Zum Glück hat das dann Anneli für mich übernommen.“ Und so fühlt sich die sympathische junge Frau, obwohl sie erst seit ein paar Wochen hier ist, an der Hochschule und beim Schlendern durch die Aalener Altstadtgassen schon ein gutes Stück heimisch. „Besonders gerne sitze ich draußen beim Café Podium und beobachte die vorübergehenden Leute“, erzählt sie und grinst.
Hurling und Gaelic Football
Überhaupt sei die Umgebung von Aalen ein großer Pluspunkt. „Ich bin keine Großstadtpflanze, sondern eher das Country Girl“, sagt Doyle, die ihre Freizeit gerne draußen in der Natur verbringt und eine aktive Sportlerin ist. Ihre große Leidenschaft sind Hurling – beziehungsweise die nahezu identische Frauenvariante Camogie – und Gaelic Football. Diese beiden Sportarten gehören quasi zur „irischen DNA“. Mit einer Historie von über 3000 Jahren zählt Hurling zu den ältesten Feldsportarten der Welt – und als schnellster Rasensport sowieso. Es vereint Elemente aus Hockey, Lacrosse und Baseball. Gespielt wird mit einem Holzschläger (Hurley) und einem kleinen Lederball (Sliothar), der auf dem Boden oder in der Luft bewegt werden kann.
Immaterielles Kulturerbe der Menschheit
„Die Teams bestehen aus jeweils 15 Personen und versuchen, den Ball in das gegnerische Tor oder über die Querlatte zu schießen“, erklärt Doyle, die mit ihrer Mannschaft viermal in der Woche trainiert und auf Regionalliga-Ebene spielt. Dadurch, dass der Ball sehr weit geschlagen werden könne, seien die Spiele ziemlich schnell und die Spieler ständig in Bewegung. 2018 adelte die UNESCO Hurling zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit. „Es geht extrem auf die Kondition, macht aber riesengroßen Spaß. Wenig bringt einem die irische Seele näher als ein Bad in der enthusiastischen Menge von irischen Hurling-Fans“, sagt die Studentin und fügt lachend hinzu: „Vielleicht sollte die Hochschule diese Sportart auch in ihren Hochschulsport aufnehmen.“ Zum Hurling kommt Jennifer Doyle in Aalen derzeit zwar (noch) nicht, dafür läuft sie aber regelmäßig längere Strecken, beispielsweise aufs Aalbäumle.
„Wir Iren lieben Geselligkeit“
Apropos irische Seele: Was diese neben dem Hurling noch auszeichnet? „Freundlichkeit“, sagt Jennifer Doyle ohne zu zögern. „Wenn wir unterwegs jemandem begegnen, grüßen wir – egal ob wir denjenigen kennen oder nicht. Und wir fragen gerne. Das mögen die Deutschen vielleicht manchmal für ‚nosy‘ – neugierig – oder übergriffig halten, aber wir Iren sind halt einfach ein bisschen extrovertiert und lieben Geselligkeit.“ Deshalb freut sie sich auch schon auf einen ganz besonderen Termin in ihrem Kalender: „Das Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen ist fest eingeplant“, sagt die Studentin fröhlich.