Den Funken überspringen lassenProf. Dr. Marcus Liebschner erhält Lehrpreis der Hochschule Aalen

Die Studierenden zu motivieren und sie für die Materie zu begeistern – das ist für Prof. Dr. Marcus Liebschner eine Herzensangelegenheit. Foto: © Hochschule Aalen | Reiner Pfisterer
Feuerzeugbenzin und die Auspuffteile vom VW Käfer – das Experiment aus dem Physikunterricht zu Hause nachzustellen, war dann doch keine so gute Idee. „Das ist damals ein bisschen aus dem Ruder gelaufen – die Funken flogen und der Kittel hat gebrannt“, erinnert sich Prof. Dr. Marcus Liebschner und fügt lachend hinzu: „Der Funke aus Physik ist im wahrsten Sinne des Wortes auf mich übergesprungen. Wie es unser Lehrer geschafft hat, scheinbar trockenen Stoff anschaulich zu vermitteln, das war einfach klasse.“ Den Funken auf seine Studierenden überspringen zu lassen, das ist auch der tägliche Ansporn des Elektrotechnik-Professors. Für sein herausragendes Engagement in der Lehre erhält der 45-Jährige jetzt den Lehrpreis der Hochschule Aalen.
Eigengewächs
Seit zwölf Jahren lehrt Prof. Dr. Marcus Liebschner an der Hochschule Aalen. Doch auch zuvor war die Hochschule keine Unbekannte in seiner beruflichen Gleichung. Der Elektrotechniker ist sozusagen ein „Eigengewächs“. Nach der Schule absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum Kommunikationselektroniker Informationstechnik: „Nach meinem Abschluss durfte ich die Azubis unter meine Fittiche nehmen, das war quasi mein erster Kontakt mit Didaktik und hat mir schon damals viel Spaß gemacht.“ Dass er später einmal als Professor vor Studierenden stehen würde, hätte er sich zu diesem Zeitpunkt nicht träumen lassen. „In meiner Familie hatte vor mir keiner studiert, deshalb hatte ich zunächst Bedenken“, erzählt Liebschner offen. Aber da er die Themen in seiner Ausbildung spannend fand und tiefer einsteigen wollte, habe er dann doch „den Sprung ins kalte Wasser“ gewagt und Elektrotechnik an der Hochschule Aalen studiert.
Begeisterung für MINT-Themen wecken
„Das war definitiv die richtige Entscheidung, das Studium hat mir großen Spaß gemacht“, sagt Liebschner. Auf seinen Diplom-Abschluss sattelte er noch einen Forschungsmaster an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt drauf und promovierte als „Externer“ an der Technischen Universität Ilmenau. Anschließend arbeitete er in verschiedenen Positionen bei Voith. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen ist es ihm besonders wichtig, gerade auch Nichtakademiker-Kindern den Weg in ein Studium zu erleichtern. Einen elementaren Anknüpfungspunkt sieht er darin, bei Kindern und Jugendlichen die Begeisterung für MINT-Themen zu wecken. Daher engagiert sich der zweifache Familienvater auch mit großer Leidenschaft immer wieder bei der Kinder-Uni der Hochschule Aalen. „Es ist wichtig, spielerisch und kreativ ranzugehen, die junge Generation für diese Themen zu motivieren“, sagt Liebschner mit Nachdruck.
Vielfalt der didaktischen Lehrmethoden
Überhaupt sei Motivation das „A und O“, Begeisterung für die Materie zu wecken – das steht im Mittelpunkt seiner Lehre. Dafür müsse man Lehre immer neu denken und entsprechende Formate entwickeln. Das habe ja auch die Corona-Pandemie und die daraus folgende Weiterentwicklung der digitalen Lehre eindrucksvoll gezeigt. Die ganze Vielfalt didaktischer Lehrmethoden zu nutzen und dadurch die Vorlesungen spannend und abwechslungsreich zu machen, ist ihm ein großes Anliegen. Dazu gehören für Liebschner digitale Konzepte genauso dazu wie die gute, alte Tafel. „Auch wenn die Tafel auf manche ein wenig altmodisch wirken mag, fördert sie die Interaktivität und den direkten Austausch.“ Für seine Vorlesungen hat er immer beide Varianten in petto und reagiert entsprechend auf die Vorlieben der Studierenden. Überhaupt ist ihm der Austausch mit den Studierenden und den Raum dafür zu schaffen, dass jeder seine Potenziale entfalten könne, wichtig. Dazu gehört auch, dass die ersten Minuten seiner Vorlesungen für alle möglichen Fragen seiner Studierenden reserviert sind – ganz unabhängig vom aktuellen Vorlesungsthema.
Ein paradiesischer Beruf
„Als ich damals auf die Elektrotechnik-Professur berufen wurde, war das für mich im wahrsten Sinne des Wortes eine ‚Berufung‘. Und sie ist es auch heute noch. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue, meine Vorlesungen halten zu dürfen und in erwartungsvolle und wissbegierige Augen zu schauen. Die Studierenden für den Lernstoff zu begeistern und zu motivieren, ist das Kernelement“, erzählt Liebschner mit leuchtenden Augen. Dass ihm das gelingt, zeigt nicht nur die Auszeichnung mit dem Lehrpreis der Hochschule Aalen, über dessen Vergabe studentische Vertreterinnen und Vertreter mitentscheiden, sondern jedes Semester auch die vielen positiven Evaluationen seiner Studierenden. „Da spürt man eine große Wertschätzung. Dass ich jetzt den Lehrpreis erhalte, freut mich sehr“, sagt Liebschner. „Ich habe wirklich einen paradiesischen Beruf. Jemandem etwas beizubringen, ist das Schönste, was man machen kann. Das ist das Wichtigste überhaupt, denn unsere Studierenden sind die Zukunft.“