Potential „guter“ Unternehmensführung nicht voll genutztAalener Institut für Unternehmensführung (AAUF) veröffentlicht Studie

Mo, 29. Januar 2018

Das Aalener Institut für Unternehmensführung (AAUF)an der Hochschule Aalen verfolgt das Ziel, Ordnungsrahmen für die Leitung und Überwachung von Unternehmen (Corporate Governance) in der Unternehmensführung von Forschungs- und Transferprojekten zu etablieren. Der primäre Fokus liegt dabei auf Wertorientierung. Das 2017 gegründete AAUF hat nun eine erste Studie veröffentlicht, die der erste Band einer Studienserie zu diesem Thema ist. Die Studie zeigt die zunehmende Bedeutung der Corporate Governance in deutschen Unternehmen, weist aber auch auf Verbesserungspotentiale in den Strukturen und der Instrumentennutzung der Unternehmensführung hin.

Die Finanzkrise, Insolvenzfälle, Bilanzskandale und neue gesetzliche Vorschriften zur Unternehmensführung führten in der deutschen Wirtschaft zu einem Umdenken. Die Entwicklung und Umsetzung eines Bezugsrahmens zur verantwortlichen, auf langfristige Wertschöpfung ausgerichteten Unternehmensführung ist daher für Unternehmen relevant. In seiner ersten Studie untersucht das AAUF die Umsetzung „guter“ Unternehmensführung in der deutschen Praxis, welche Instrumente die Unternehmen im Rahmen des Corporate Governance anwenden und wie zufrieden sie mit den bisherigen Maßnahmen sind.

Ergebnisse der Forschungsstudie 

Als wichtigster Bestandteil guter Unternehmensführung wird von mehr als der Hälfte der Studienteilnehmer die Zielorientierung genannt. Auch funktionierendes Controlling, Mitarbeiter- und Wertorientierung sowie soziale Verantwortung spielen eine große Rolle. Während Themen wie Langfristorientierung, IT-Compliance, Nachhaltigkeit und verstärktes Risikomanagement als die wichtigsten Trends der Corporate Governance genannt werden, sind lediglich 20 Prozent der Unternehmen von Trends der Diversity im Aufsichtsrat und im Vorstand betroffen. Die Unternehmen betrifft derzeit am stärksten die zunehmende Wettbewerbsintensität (71 Prozent), danach folgen mit 43 beziehungsweise 42 Prozent die Veränderungen der rechtlichen Rahmenbedingungen und die zunehmende Internationalisierung. Aber: Nur 55 Prozent der Befragten diskutieren Corporate Governance in der Geschäftsführung oder im Vorstand. Die Nutzung von Instrumenten und Instanzen der Corporate Governance bezeichnet die Studie als moderat. Rund 60 Prozent nutzen das Risikomanagement, gefolgt von Internen Kontrollsystemen (IKS) und Überwachungsgremien wie Aufsichtsrat und Beirat. Dennoch sehen 57 Prozent der Teilnehmer einen zusätzlichen Mehrwehrt durch gute Corporate Governance, 65 Prozent sogar eine stark zunehmende Bedeutung der Thematik.

Handlungsempfehlungen für die Praxis

Für deutsche Unternehmen können eindeutige Handlungsempfehlungen abgegeben werden. Corporate Governance-Strukturen und -Prozesse sollten formalisiert sowie Anreizmechanismen verbessert werden. Aktuelle rechtliche Rahmenbedingungen für Unternehmen und deren Entscheidungsträger sollten überprüft werden, da Kenntnisse in diesem Bereich in vielen Unternehmen nur unzureichend vorhanden sind. Die Autoren der Studie empfehlen, Corporate Governance nicht als ein rein strukturelles Thema zu verstehen, sondern Strategie, Struktur und Kultur als eine Einheit zu betrachten. Unter diesen Voraussetzungen kann gute Unternehmensführung funktionieren. Das AAUF unter der Leitung von Prof. Dr. habil. Patrick Ulrich und Prof. Dr. Ingo Scheuermann wird sich diesem Themenkomplex in Zukunft widmen und arbeitet derzeit an einer Studie zum Risikomanagement in deutschen Unternehmen.