Pfiffige Kerlchen können sich blicken lassenStudiengang Mechatronik belegt bei Wettbewerben und Rankings Spitzenplätze

Das Tanner-Sieger-Team von der Hochschule Aalen (von links): Laila Weiland, Carsten Burdack, Denise Brinkel, und Pascal Spintzyk.

Tu, 07. June 2016

Wirtschaft, Politik, Wissenschaft – sie alle haben ein Thema: Industrie 4.0. Dabei bleibt der Begriff meist aber reichlich abstrakt. Was sich dahinter verbirgt, kann man unter anderem im Studiengang Mechatronik an der Hochschule Aalen erleben. Zurzeit machen die Aalener auch bundesweit auf sich aufmerksam.

Laila Weiland bringt ihre Handykamera in Position. Als wolle sie die Broschüre fotografieren, die aufgeklappt vor ihr auf dem Schreibtisch liegt. Noch etwas näher ran, bis die Skizze eines Elektronikbauteils genau ins Bild passt. Und plötzlich – Simsalabim – schwebt das Bauteil, eine sogenannte Axoline, als fotorealistisches 3D-Modell über der Broschüre. Allerdings nur virtuell und nur auf dem Handy-Bildschirm. Laila Weiland dreht das Handy um die Skizze und schaut sich nun die Axioline von allen Seiten an. „Das nennt man Augmented Reality“, sagt die angehende Technische Redakteurin, „die Vermischung von Realität mit virtueller Realität“.

Die Broschüre ist voller solcher Überraschungen. Zeigt die Kamera zum Beispiel auf eine der schwarz-weißen Markierungen, schon poppt ein Video auf. Alle diese medialen Zaubertricks haben ein Thema und sie sollen helfen, dieses zu erklären: „Industrie 4.0. – die Fabrik denkt mit“. Genau das war die Aufgabe beim 10. Tanner Studentenwettbewerb. Teams von Hochschulen aus ganz Deutschland stellten ihre Ergebnisse jetzt in Lindau vor. Sieger mit großem Abstand: die Broschüre von Laila Weiland, Denise Brinkel, Carsten Burdack und Pascal Spintzyk, allesamt Studierende der Technische Redaktion der Hochschule Aalen, einem speziellen Angebot des Studiengangs Mechatronik. „Die Aalener haben uns komplett überzeugt, weil sie nicht nur Industrie 4.0 toll erklärt haben, sondern weil sie tatsächlich Dokumentation 4.0 daraus gemacht haben“, sagt Jury-Mitglied Anja Moldehn von der Tanner AG, einem der führenden deutschen Dienstleister für Technische Dokumentation.

Anderer Schreibtisch, andere Broschüre: Prof. Dr. Karsten Wendland, Studiendekan der Mechatronik, schlägt die Seite 228 auf: „Da steht’s. Unsere Studenten können sich blicken lassen.“ Hier im ZEIT-Studienführer sind die jüngsten Ergebnisse des CHE-Rankings veröffentlicht, dem umfassendsten und detailliertesten Vergleich von Studiengängen im deutschsprachigen Raum. Die Aalener Mechatronik landete in der Spitzengruppe unter 51 vergleichbaren Angeboten. Unter den baden-württembergischen Mechatronik-Studiengängen ist Aalen auf Platz eins.

Im Juni lassen sich insgesamt fünfzig Mechatroniker aus Aalen in München blicken. Zehn Teams nehmen am Studentenwettbewerb „Makeathon“ teil. „Die sind kaum zu bremsen, alle wollen mit“, sagt ihr Professor, Dr. Bernhard Höfig. Auf der „Automatica“, einer Fachmesse für Industrie-Automation, wollen sie zwei Tage lang ihr Wissen, ihr praktisches Können und ihre Kreativität zeigen. Höfigs Kollege Prof. Dr. Peter Eichinger beschreibt, welche Aufgaben dort auf die Teilnehmer zukommen könnten: „Zum Beispiel aus einem Haufen Elektronikschrott einen Roboter bauen“.

„Die können das“, sagt Eichinger. In seinem Labor schrauben und programmieren Studierende an der Semesteraufgabe, die ebenfalls etwas mit Robotern zu tun hat. Sie sollen einen fahrbaren Untersatz für einen Mini-Greifarm bauen. Die ersten Versuche sehen zwar noch aus wie Seifenkisten, dafür sind diese Pappkameraden pfiffige Kerlchen. Völlig selbständig umkurven sie die vielen Hindernisse auf dem Laborboden. Und nun sollen sie sich bei ihren Slalomfahrten auch noch über Funk absprechen. „Alle reden von Industrie 4.0“, sagt Eichinger, „wir Mechatroniker machen das schon immer: Mechanik mit Elektronik und Informatik verbinden.“

Eichinger und Höfig sorgen derzeit auch mit einer öffentlichen Ringvorlesung regelmäßig für volle Hörsäle an der Hochschule. Alle 14 Tage montagabends laden sie namhafte Experten aus Industrie und Wissenschaft ein. Industrie 4.0 ist auch hier das Ober-Thema. „Das Interesse ist riesengroß“, so Höfig, „vor allem bei der heimischen Industrie.“ Mittlerweile werden die Vorträge und Diskussionen per Video auch in die Hörsäle anderer Hochschulen in Deutschland und in der Schweiz übertragen.

Wer die pfiffigen Kerlchen vom Studiengang Mechatronik einmal selbst erleben will, hat am 24. Juni Gelegenheit dazu. An diesem Freitag ist Tag der offenen Tür auf dem Campus-Teil Burren der Hochschule.