Trotz Corona Auslandsluft schnuppernDas Akademische Auslandsamt der Hochschule Aalen setzt sich mit großem Engagement für die Fortsetzung der Austauschprogramme für Studierende ein

Sopiko Gakharia, Martina Kübler, Ana Gobechia und Rose Francis-Binder (v.l.) freuen sich, dass die Austauschprogramme für Studierende auch in Pandemiezeiten fortgesetzt werden können. Foto: © Hochschule Aalen | Antje Discher

Tu, 22. June 2021

Auslandsluft schnuppern, in fremde Kulturen eintauchen, internationale Kontakte fürs Leben knüpfen – ein Auslandssemester ist für viele Studierende ein Höhepunkt des Studiums. Doch die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten vielen ein Strich durch die Rechnung gemacht. Das Akademische Auslandsamt der Hochschule Aalen (AAA) hat seine Austauschprogramme trotz der ganzen Erschwernisse nicht ausgesetzt und mit großem Engagement die Wege nach und aus Aalen offengehalten. Das AAA-Team musste sich sogar zu Quarantäne-Experten entwickeln. „Eine Erfahrung, auf die wir sehr gerne verzichtet hätten“, sagt Auslandsamts-Leiter Pascal Cromm.

Erschwerte Bedingungen

Sie kommen beispielsweise aus Jordanien, Paraguay, Mexiko oder der Ukraine: In diesem Sommersemester studieren rund 54 „Incomings“ an der Hochschule Aalen. 35 „Outgoings“ haben sich für sich für ein Auslands- oder Praxissemester, vorrangig in Europa, verabschiedet. „Durch Corona sind die Bewerbungen bei den internationalen Studierenden um fast die Hälfte eingebrochen. Und von unseren Studis sind dieses Semester weniger als ein Viertel der üblichen Anzahl ins Ausland gegangen“, zieht Pascal Cromm Bilanz. Doch den Austausch aufgrund der erschwerten Bedingungen in Pandemie-Zeiten auszusetzen, wie es viele andere Hochschulen getan haben, war für das Akademische Auslandsamt der Hochschule Aalen nie eine Option.

Austausch aussetzen? Keine Option!

„Wir sind schon ein bisschen stolz darauf, dass wir, dank des herausragenden Einsatzes des ganzen AAA-Teams, die Austauschprogramme am Leben gehalten haben“, sagt die stellvertretende Leiterin Martina Kübler. Das Sommersemester im vergangenen Jahr sei quasi das „Krisenmanagementsemester“ gewesen. Viele ausländische Studierende durften nicht einreisen, Aalener Studierende wiederum mussten aus dem Ausland zurückgeholt werden. „Das war eine sehr aufregende Zeit, auch weil sich die Bestimmungen ständig geändert haben“, so Kübler. Für die „Incomings“ mussten Hotelzimmer gefunden werden, in denen sie die Quarantäne-Zeit verbringen konnten. „Glücklicherweise konnten wir einige direkt nach der Ankunft in Hotels an den Flughäfen unterbringen.“ Und Pascal Cromm fügt hinzu: „Wir haben uns zu Quarantäne-Experten entwickelt, dauernd irgendwelche Verordnungen gewälzt und Updates geschaut.“ Man stehe in regelmäßigem Kontakt zu den Botschaften, Konsulaten und lokalen Behörden, wie zum Beispiel dem Gesundheitsamt.

Virtuelle Kochabende und Kaffee trinken via Zoom

Generell mussten aufgrund der Corona-Bestimmungen, Kontaktbeschränkungen und Online-Semester die Betreuungsprozesse vor allem der internationalen Studierenden ganz neu gedacht werden. „Wenn die Studis isoliert im Wohnheim sitzen, ist das mit dem Einleben natürlich nicht so einfach. Daher haben wir den intensiven Kontakt gesucht, um ein Gefühl zu bekommen, was die Studierenden beschäftigt und was ihnen Sorgen macht. Dies wäre ohne einen starken Einsatz betreffender Mitglieder unseres Teams nicht möglich gewesen“, erzählt Kübler. Dabei sind auch neue Formate entstanden, wie beispielsweise eine digitale Talentshow. „Mehr als 60 Leute haben mitgemacht, musiziert, Sketche vorgeführt“, freut sich Cromm. Auch virtuelle Kochabende und ein wöchentliches Kaffee trinken via Zoom zählen beispielsweise zu den Angeboten. „Internationale Studierende können sich nur auf ihr Studium konzentrieren, wenn sie sich wohlfühlen“, betont Rose Francis-Binder, die beim AAA für die soziale Integration ausländischer Studierender verantwortlich ist.

Wertvolle Erfahrungen gesammelt

Ana Gobechia und Sopiko Gakharia haben sich vom Studieren unter Corona-Bedingungen nicht abschrecken lassen. Die beiden Studentinnen aus Georgien sind im März 2020 an die Hochschule Aalen gekommen, als die Pandemie voll ausbrach. Die jungen Frauen machen hier derzeit ihren Master im Mittelstandsmanagement. „Es ist schon ein bisschen schwer, mit Menschen in Kontakt zu treten und mehr über die hiesige Kultur zu erfahren. Doch das AAA hat sich neue Wege einfallen lassen. Viele Aktivitäten wurden erfolgreich durch Zoom-Treffen ersetzt. Wir hatten so viele unvergessliche digitale Events!“, sagt Gobechia. „Einer meiner Favoriten ist der regelmäßige Kochevent, bei dem wir uns austauschen, über kulturelle Traditionen sprechen und leckeres Essen kochen.“ Auch Sopiko Gakharia möchte ihre Zeit in Aalen nicht missen. „Parallel zu meinem Studium arbeite ich als Tutorin fürs Akademischen Auslandsamt und habe geholfen, Präsenzveranstaltungen auf online umzustellen. Dadurch sammle ich wertvolle Erfahrungen mit der Arbeit in einem internationalen Umfeld“, erzählt die junge Frau. Natürlich seien die ersten Wochen durch Verwirrung, Angst und Unsicherheit geprägt gewesen. „Doch das AAA hat alles getan, um uns zu unterstützen und dass wir uns umsorgt und sicher fühlen“, betont Gakharia. 

 Auf nach Finnland!

Auch bei der Aalener Optometrie-Studentin Zoe Zumkeller hat die Corona-Pandemie für viel Unruhe gesorgt, stand doch bis kurz vor dem Abflug im vergangenen August nicht fest, ob sich das geplante Auslandsemester in Finnland tatsächlich realisieren lassen würde. „Glücklicherweise hat alles doch noch geklappt. Da in Finnland die Fallzahlen deutlich geringer waren als in Deutschland, gab es im Alltag nur sehr wenige Beschränkungen“, sagt Zumkeller. Zwar seien nach kurzer Zeit die Vorlesungen auf online umgestellt worden, aber sie habe trotz Corona eine tolle Zeit in Finnland gehabt: „Mein Auslandsemester war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.“ 

 Hoffnung auf eine Normalisierung

Solch ein positives Feedback ist es auch, dass das Team des AAA antreibt, trotz der derzeitigen Umstände den Studierenden Auslandserfahrungen zu ermöglichen. „Es ist wirklich klasse, dass wir den Studierendenaustausch in Zeiten von Corona am Leben halten können“, freut sich Prof. Dr. Harald Riegel, der als Prorektor auch für den Bereich internationale Beziehungen zuständig ist. „Der internationale Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern ist mehr denn je Voraussetzung für moderne Bildung, Forschung und Innovation“, betont Riegel und führt als aktuelles Beispiel die Impfstoffentwicklung gegen Covid-19 an. Für das kommenden Wintersemester hofft Riegel wieder auf bessere Rahmenbedingungen. Derzeit gibt es bereits über 70 Incoming-Bewerbungen und mehr als 91 Aalener Studierende, die ins Ausland wollen. „Die Leute wollen wieder mobil sein“, stellt Cromm fest. Und mit den steigenden Impfzahlen steige ja auch die Hoffnung auf eine Normalisierung der sozialen Kontakte. „Denn die interkulturellen Begegnungen leben natürlich ganz besonders vom persönlichen Austausch“, sagt der Leiter des Akademischen Auslandsamts an der Hochschule Aalen.