Wie funktioniert das? Nutzererlebnis an der Hochschule Aalen im Fokus

Reges Interesse und gespannte Aufmerksamkeit zog das Usability-Labor auf sich.

Tu, 15. November 2016

Der 10. November ist der World Usability Day. 2004 wurde er ins Leben gerufen. Dieses Jahr wurde der Tag der Nutzerfreundlichkeit das erste Mal an der Hochschule in Aalen mit vielen interessanten Fachvorträgen veranstaltet. Dass Geräte bedienbar und intuitiv sein müssen, ist bekannt. Nur ist dies noch nicht überall in der Produktentwicklung angekommen. Viel zu oft sitzt der Nutzer noch grübelnd und teilweise verzweifelt vor einem Produkt und ärgert sich über die schlechte Benutzbarkeit. Solche Situationen zu vermeiden, ist die Aufgabe so genannter User Experience Professionals.


Apple Produkte kommen so gut an, weil sie einfach zu bedienen und intuitiv sind. Der Onlineshop MisterSpex ist so erfolgreich, weil Kunden virtuell die Brillen anprobieren können und der neue Wecker von Samsung zeigt nicht mehr an, wann ich aufstehen muss, sondern wie lange ich noch schlafen kann. Das Benutzererlebnis steht hier im Mittelpunkt und treibt den Erfolg an. „Zu wissen, wie Menschen etwas nutzen ist essentiell“, sagt Carmen Hartmann-Menzel, zertifizierte Usability-Expertin der rocket-media GmbH und Mit-Organisatorin des World Usability Day in Aalen. Durch eine frühzeitige und permanente Einbeziehung von Nutzern können Kosten eingespart, sowie die Akzeptanz eines Produktes erhöht werden. Denn ein Produkt kann nur erfolgreich etabliert werden, wenn der Nutzer auch damit umgehen kann. Vor allem auf dieses Problem ging auch Prof. Frank Gärtner in seinem Vortrag über das Benutzererlebnis im Maschinenbau ein. Hier müsse es einen Umbruch geben, der vom reinen analytisch-strukturierten Denken und Konstruieren in Richtung Design und Benutzung geht. Der Mensch müsse in den Mittelpunkt rücken, „denn Innovation kann nur durch Information geschaffen werden und die Information hängt vom benutzerfreundlichen Design ab.“

Die Rolle des Menschen mit seinen Anforderungen wurde auch von Thomas Geis, der unter anderem an der Ausarbeitung verschiedener DIN-Normen beteiligt war, die die Anforderungen an die Gebrauchstauglichkeit definiert, nochmals hervorgehoben. Die Erwartungen, die ein Kunde an ein Produkt hat, müssten erfüllt, besser noch positiv übertroffen werden. „Es muss Spaß machen!“ Zu diesem Ergebnis kam auch Prof. Dr. Markus Weinberger bei seinen Testergebnissen. Zusammen mit dem Innovationslabor der Bosch-Gruppe entwickelte er eine grafische Feedback-Anzeige zur Messung des CO2-Gehalts in geschlossenen Räumen. Die Messergebnisse werden hier nicht anhand einer Skala oder eines Ampel-Systems visualisiert, sondern durch ein Kunstwerk, das die Farbe ändert. In seinen Versuchen wurde ein Bild von Albert Einstein eingesetzt, in dem sich bei steigendem CO2-Gehalt die Gesichtsfarbe grün einfärbte. Im Anschluss diskutierten Schüler, Studierende, Absolventen, Dozenten, Professoren und Mitarbeiter noch angeregt über die spannenden Vorträge.

Prof. Dr. Constance Richter, die den World Usability Day zusammen mit rocket-media an der Hochschule Aalen ins Leben rief, ist selbst Absolventin der Technischen Redaktion und weiß, wie die Usability an immer mehr Relevanz gewinnt. „Gerade im digitalen Zeitalter und der damit einhergehenden Informations-flut braucht der Nutzer nicht nur gebrauchstaugliche Produkte, sondern auch gebrauchstaugliche Informationen“, so Richter. Zu diesem besonderen Ereignis war auch der ehemalige Rektor der Hochschule und Mitinitiator des Studiengangs Technische Redaktion Prof. Dr. Dr. Ekbert Hering anwesend. Er erläuterte, warum der Studiengang in seiner Form in Aalen so wichtig ist: „Wir haben bewusst den schwereren technischen Weg für die Studierenden gewählt, aber um eine Maschine gebrauchstauglich gestalten oder beschreiben zu können, muss die zugrunde liegende Technik verstanden werden“, so Hering und definierte die Usability als einen wichtigen Bestandteil eines guten Qualitäts-managements. Im kommenden Jahr findet der World Usability Day der Hochschule Aalen am 09. November statt.