„Wir sehen…, was Du nicht siehst!“

Ohne Licht ist alles nichts – das merkten auch die Schildbürger, als sie ihr neues Rathaus ohne Fenster bauten und anschließend versuchten, das Licht in Säcken, Eimern und Kisten ins Gebäude zu schleppen. Die elementare Bedeutung von Licht war jetzt das Motto der Science Days im Europa-Park Rust, bei denen die Hochschule Aalen mit von der Partie war.


Eine gigantische Experimentier- und Erlebniswelt lockte rund 20 000 Kinder und Jugendliche, Lehrer und Eltern zu den Science Days im Europa-Park Rust. Bereits zum 15. Mal organisierte der Förderverein Science & Technologie dort zahlreiche faszinierende Wissensshows, Workshops und Mitmachstationen aus den MINT-Bereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Ziel der Science Days ist es, Naturphänomene, Wissenschaft und Technik für jeden greifar und interessant zu machen. Das Schwerpunkthema lautete – passend zum Internationalen Jahr des Lichts – „Faszination Licht“.

Auch am Stand der Hochschule Aalen herrschte großer Trubel: Studierende des Studienangebots „Technische Redaktion“ begeisterten die Schüler mit dem Thema „Wir sehen…, was Du nicht siehst!“ Im Fokus stand dabei die visuelle Wahrnehmung. Mit Hilfe verschiedener Tests erlebten die Kinder und Jugendlichen, dass sie viele Sachen in ihrer Umgebung nicht sehen. Dass sie Kauderwelsch lesen, aber Buchstaben nicht zählen können. Dass sie meinen, sich an etwas zu erinnern, es dann aber nicht wiedergeben können. Anhand eines Memory-Spiels konnten die Schüler ihre Gedächtnisspanne ermitteln und staunend feststellen, dass das Arbeitsgedächtnis nur begrenzt Informationen aufnehmen kann. Prof. Dr. Constance Richter und die Studierenden zeigten und erklärten mit Hilfe eines Eyetrackers, warum das so ist. Dabei werden die Blickbewegungen einer Person aufgezeichnet, was eine genaue Analyse ermöglicht. „Gerade im Alltag nutzen wir durch die Unterstützung technischer Geräte kaum noch unser Gehirn“, so die Professorin. Die Technische Redaktion wollte mit diesem Angebot darauf aufmerksam machen, dass Smartphones und ähnliche Geräte dazu verleiten, das Arbeits- und Langzeitgedächtnis verkümmern zu lassen. Ziel sollte sein, nicht nur ein virtuelles Netzwerk zu erhalten, sondern auch das „biologische Netzwerk“ zu hegen und zu pflegen. „Wir sollten unser Arbeitsgedächtnis wie unsere Muskeln trainieren – auch im Alltag“, betont Prof. Dr. Constance Richter.

Wer seine eigene, visuelle Wahrnehmung testen will, kann dies übrigens am kommenden Samstag, 21. November, von 10 bis 16 Uhr und am Mittwoch, 25. November, von 10 bis 19 Uhr, im Café Samocca tun. „Wir haben dort mit Hilfe des Eye Trackings eine Wahrnehmungsstudie zum Zeitungslesen geplant und beraten auch anschließend gerne die freiwilligen Probanden“, sagt Prof. Dr. Constance Richter. Die Schildbürger haben übrigens ihre grauen Zellen auch noch angestrengt und herausgefunden, dass sie schlichtweg vergessen hatten, beim Bau des Rathauses Fenster einzuplanen …