Digital Innovation Space Neues Digitalisierungszentrum in Aalen

Abbildung: Visualisierung Digital Innovation Space
Di, 30. Juni 2020

Forscher, Firmen und die Bevölkerung nutzen den Kreativraum gemeinsam: In Aalen entsteht am Hochschulcampus ein architektonisch herausragendes Gebäude für Forschungsthemen der Digitalisierung. Ziel ist, die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft nachhaltig zu stärken. 

Es wird ein regionaler Leuchtturm für alle Themen der Digitalisierung wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, Maschinelles Lernen, Big Data und Datensicherheit sein. Architektonisch wird der neue, 24 Meter hohe Digital Innovation Space-Bau mit dem geplanten Fakultätsgebäude für Wirtschaftswissenschaften auf dem Waldcampus korrespondieren, dessen Baubeginn noch 2020 geplant ist. Gemeinsam mit der ebenfalls dort geplanten Mensa wird der Digital Innovation Space diesen neu entstehenden Campusteil nachhaltig stärken.

Als ansprechendes Bindeglied in der Sichtachse zwischen den Campusteilen Burren und Beethovenstraße wird der Digital Innovation Space sowohl von der Hochschule wie von Unternehmen genutzt werden. Als Anker für Forschungsaktivitäten und den schnellen Wissenstransfer in die mittelständischen Firmen hinein stärkt es die Innovationskraft der Region. Das war bei der Präsentation des neuen Projekts durch OB Thilo Rentschler, Landrat Klaus Pavel, Rektor Prof. Dr. Gerhard Schneider, Baubürgermeister Wolfgang Steidle und Architekt Cemal Isin im Mitmachmuseum explorhino am 29. Juni wichtiges Argument, um die Hochschule Aalen zielgerichtet und strategisch weiterzuentwickeln.

Der Digital Innovation Space als Zentrum digitaler Kompetenz soll zudem eine bürgernahe Präsentation vieler Digitalisierungsschwerpunkte ermöglichen und Treffpunkt für den Austausch über diese Zukunftsthemen fungieren. Baubeginn soll voraussichtlich Anfang 2021 sein, mit der Fertigstellung wird Ende 2022 gerechnet.

Hohe gesellschaftliche Relevanz des Themas

Hochschulrektor Prof. Dr. Gerhard Schneider sieht die Notwendigkeit für einen noch konsequenteren und effizienteren Austausch der digitalen Zukunftsthemen zwischen Hochschule, Mittelstand und Gesellschaft. „Solche Transferräume, wie sie im Digital Innovation Space direkt am Hochschulcampus entstehen, sind enorm wichtig für das Voranbringen der Forschung wie der Umsetzung von Innovationen in der Gesellschaft“, sagt der Rektor. Bislang bedeutete Digitalisierung hauptsächlich das Automatisieren von Arbeitsprozessen. Künftig gehe es um den „Rohstoff“ Daten. „Bis 2023 kommen zu den bestehenden 19 Professuren zehn weitere auf dem Forschungsgebiet der Digitalisierung hinzu.

Die Stadt Aalen wolle diesen Strukturwandel kraftvoll begleiten. „Ich sehe in der Umsetzung der Konzeption des Digital Innovation Space an dieser exponierten Stelle im Erweiterungsbereich unserer Hochschule die große Chance, ein starkes und sichtbares Zentrum für Digitalisierung dauerhaft und nachhaltig in Aalen zu schaffen. Deshalb haben wir rasch und entschlossen mit dem Bebauungsplanverfahren die Rahmenbedingungen für den Neubau gesetzt“, sagt Aalens OB Thilo Rentschler. Zu dieser sichtbare Architektur, die um den reinen Hochschulcampus eine zweite Ebene bildet, gehörten auch das explorhino, die gerade fertig werdenden Forschungsgebäude ZiMATE und ZTN sowie ein Steinbeis-Transferzentrum, das demnächst neben dem INNO-Z gebaut werden soll.

Landrat Klaus Pavel unterstreicht die positive Wirkung, die vom Digital Innovation Space ausgeht: „Nachhaltige Innovationen und Digitalisierung sind für uns Themen von höchster Bedeutung. Das neue Zentrum spielt daher auch in unserer regionalen Entwicklungsstrategie NiO (Nachhaltige Innovationen im Ostalbkreis) eine wichtige Rolle, weshalb ausgewählte Projektelemente in den aktuell ausgeschriebenen Wettbewerb RegioWIN des Landes Baden-Württemberg eingebracht werden sollen. Zusätzliche Forschungs- und Bildungsinfrastrukturen bringen signifikante Impulse für die Zukunftsfähigkeit des Standorts Ostalbkreis. Das Digital Innovation Space kann nach dem INNO-Z und dem ZTN zu einer weiteren Erfolgsgeschichte werden.“ Der Landrat betonte, dass der Wettbewerb zwischen den Regionen knallhart geworden sei. „Das einmütige Pushen eines solchen Projekts durch die Stadt und die Region ist nicht selbstverständlich“, lobte er das Engagement der Stadt Aalen.

Anknüpfend an die bereits vorhandenen Ansätze bei den großen Forschungsfeldern der Digitalisierung an der Hochschule, der regen Gründerszene im Innovationszentrum INNO-Z sowie dem Ideenbeschleuniger AAccelerator mache eine bauliche und auf die Forschung ausgerichtete Weiterentwicklung Sinn, betont OB Thilo Rentschler.

Das wird von forschungsnahen Stiftungen und Unternehmen aus der Region gleichermaßen so gesehen. Zum 1. April 2020 hat die Carl-Zeiss-Stiftung 2,7 Millionen Euro für ein Zentrum für Maschinelles Lernen in Aalen zugesagt. Neben dem Aufbau eines Forschungsschwerpunkts auf diesem Fachgebiet sollen mit den Geldern zwei Stiftungsprofessuren an der Hochschule Aalen verbunden sein. Hinzu kommen gut 6 Millionen Euro weitere Forschungsdrittmittel. In den kommenden vier Jahren fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) zusammen mit Unternehmen und dem Land Forschungsinhalte aus dem Bereich der Digitalisierung an der Hochschule in Aalen. „Dabei geht es um die langfristige Stärkung der regionalen Wirtschaftsstruktur“, betont Prof. Gerhard Schneider.

Dieses Bemühen unterstrich auch der Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Prof. Bastian Kaiser. „Wo Aalen ist, ist vorne. Hier wird nach einem klaren Plan vorgegangen, das strategische Konzept überzeugt und alle ziehen am Strang in dieselbe Richtung“, sagte Kaiser.

Unternehmen bringen sich ein

Daran werden sich namhafte Firmen aus der Region beteiligen. „Wir sehen in einer stärkeren Forschungsausrichtung der Hochschule Aalen in Sachen Digitalisierung große Synergien mit unseren Entwicklungsschwerpunkten. Unsere Bemühungen im Schaffen neuer Geschäftsmodelle durch das Aufgreifen der durch die Digitalisierung möglichen Methoden und Produkte wird in den kommenden Monaten verstärkt. Der geplante Digital Innovation Space kann dazu beitragen, dass wir gemeinsam mit der Region an der Spitze dieser Entwicklung stehen. Wir haben die Chancen der Digitalisierung im Blick und wollen sie in Aalen umsetzen“, erklärt Dr. Jochen Kress, Geschäftsführender Gesellschafter beim Werkzeughersteller MAPAL.

Von der Idee des Digital Innovation Space als Forschungs- und Begegnungsort in Sachen Digitalisierung ist der Unternehmer Gerhard Grimminger überzeugt.

„Der Digital Innovation Space sollte eine Plattform sein, auf der Forscher, Unternehmer und Bevölkerung sich begegnen, um die bahnbrechenden Möglichkeiten der Digitalisierung auszuloten. Ebenso sollten die Gefahren der weitverbreiteten Fehlanwendungen, die zu überkomplexen Prozessen und Abläufen sowie dem Verlust von Selbstverantwortung und Flexibilität führen, beachtet und in Augenschein genommen werden“, sagt der Geschäftsführer beim Achshersteller Kessler & Co. in Abtsgmünd.

Konzeption des DIS

Mit der Projektierung des Digital Innovation Space wurde das Büro Isin + Co. beauftragt. Die rund 50 in Aalen und Stuttgart ansässigen Planer haben sich mit ihrem sehr interessant und modern anmutenden Entwurf durchgesetzt. Architekt Cemal Isin hat beispielsweise mit dem Forum Gold & Silber in Schwäbisch Gmünd sowie dem eingehausten Limestor in Dalkingen bekannte Leuchtturmprojekte konzipiert.

Die Konzeption für den sechsgeschossigen Bau des Digital Innovation Space (DIS) am Waldcampus sieht einen architektonisch ansprechenden Rundbau mit innovativer Gebäudekonstruktion und 42 Metern Durchmesser auf einem rund 2500 Quadratmeter großen Grundstück vor. Das Gebäude, das im Erdgeschoss ellipsoid vom kreisrunden Grundriss abweicht, öffnet sich sowohl im EG wie im 1. OG in Richtung des geplanten Waldcampus mit neuer Mensa, Fakultätsgebäude sowie studentischem Wohnen. „Im ersten OG ist das Gebäude komplett durchlässig konzipiert. Darüber schwebt quasi das eigentliche vierstöckige Gebäude mit rund 5800 m² vermietbarer Fläche und 460 m² als Ort der Begegnung im EG.

Im Erdgeschoss ordnen sich zudem drei Konferenzräume um einen zentralen, kreisrunden Lichthof an. Dort können auch Veranstaltungen wie Tagungen, Seminare und Vorlesungen stattfinden. Im ersten Obergeschoss, das für die Öffentlichkeit frei zugänglich sein wird, ist an eine Ausstellungsfläche gedacht, auf der Digitalisierungsthemen didaktisch aufbereitet werden.

Auf vier Stockwerken sollen Labore, Projekträume, Bürolandschaften und PC-Arbeitsräume für Forscher in Zusammenarbeit mit Unternehmen entstehen. Ziel ist, den fruchtbaren Austausch zwischen allen dort Tätigen zu fördern. Eine digitale Animation des Büros Isin+Co machte die Nutzung bereits gut zwei Jahre vor der Fertigstellung gut greifbar.